Nachruf
zum Tode Hans Willemsens
„Ich rufe ihn nicht an. Er meldet sich bei mir, wenn er Zeit hat.“
Hans Willemsen im Jahr 2016 über seinen Kontakt zu seiner "Entdeckung" Oliver Bierhoff.
Zur Stelle sein, wenn man gebraucht wird, sich aber nicht aufdrängen - dies könnte Hans Willemsen nicht nur hinsichtlich seines Verhältnisses zu seinem bekanntesten Spieler, sondern wahrscheinlich auch insgesamt gut beschreiben.
Hans stieß im Jahre 1975 zur frisch aus dem ESV 99 und Rheinland 06 fusionierten Essener Sportgemeinschaft 99/06 an die Hubertusburg, nachdem er zuvor für andere Vereine tätig war. Von Beginn an trainierte und betreute er die Kleinsten der Fußballabteilung. Oliver Bierhoff war Teil seines ersten Jahrgangs, der gleich den Essener Stadtpokal gewann. Auf seinen prominenten Zögling angesprochen betonte Hans natürlich stets den Stolz auf dessen Erfolge, erwähnte im selben Satz aber auch häufig seine Freude darüber, dass der Kontakt zu den anderen Spielern und den Familien seiner ersten ESG-Mannschaft auch über die Jahre noch erhalten geblieben ist - genauso wie zu vielen anderen Jahrgängen, die folgten.
Dies verdeutlicht, dass ihm neben allen sportlichen Ambitionen vor allem gewisse Werte wichtig gewesen sind: Loyalität, Verbundenheit und Verlässlichkeit könnten einige dieser Werte sein.
Zu Beginn seines Wirkens bei der ESG konnte nicht absehbar sein, wie viele Jahrgänge er über all die Zeit beim Einstieg in den Vereinssport - unbestritten ein prägender Schritt für Kinder und ihre Familien - begleitete und somit ein wichtiger Teil ihrer kindlichen Persönlichkeitsentwicklung war.
Unabhängig von den späteren Erfolgen seiner prominentesten Spieler - neben Europameister Oliver Bierhoff sind hier auch Nationalspielerin Mandy Islacker (u.a. Bayern München), Bundesligaprofi Maxim Leitsch (VfL Bochum / Mainz 05) sowie Mohammed Tolba und Owono Darnell Keumo (beide Juniorennationalspieler, VfL Bochum) zu nennen - waren ihm seine aktuellen Spieler sicher immer am Wichtigsten, denn hier wurde er in diesem Moment (neben dem Privatleben und dem beruflichen Alltag als Grundschullehrer) am meisten gebraucht.
Gebraucht hat ihn eines Tages auch anderer Mensch: Horst Bauer, später stadtweit besser bekannt als Horsti. Nach einer Lebenskrise nahm ihn Hans an die Hand und gab ihm eine Aufgabe: Fortan betreuten sie gemeinsam die jüngsten Mädchen und Jungen des Vereins. Horsti mit gottgegebenem Talent und Hans mit pädagogischer Kompetenz, Ausstrahlung und dem nötigen Überblick bildeten jahrelang ein nicht zu übertreffendes Tandem und bildeten das Fundament unserer Jugendarbeit.
Nachdem sich Hans bereits im Rentenalter nach vielem Grübeln einmal nicht mehr zur Fortsetzung seines Engagement bei den Bambini durchringen konnte und den Fokus mehr auf seine Familie gelegt hat, kehrte er nach kurzer Zeit aufgrund des überraschenden Todes von Horst Bauer im Jahr 2010 zurück und zeigte wieder mal, dass er gerne da war, wo er gebraucht wurde.
Bis ins Jahr 2021 hat sich Hans dieser Aufgabe mit voller Hingabe gewidmet. Wir verneigen uns vor seinem Werk und können auch im Namen unzähliger Familien nicht dankbarer sein.
In diesem Sinne: Mach es gut, Hans!
Informationen zur Beisetzung werden in Absprache mit der Familie veröffentlicht.
Presseartikel über Hans:
Hans Willemsen: Oliver Bierhoffs erster Trainer verstorben
